700 Jahre hat das Haus Bethlehem in Schwyz Widrigkeiten wie eine Feuersbrunst und zahlreiche Generationen von Menschen überlebt. Heute gilt es als das älteste Wohnhaus aus Holz in Europa.
Mit einem Alter von fast 750 Jahren ist das Haus Bethlehem im Schweizer Kanton Schwyz das älteste heute bekannte Holzhaus in ganz Europa. Sein Bau datiert sogar noch vor der Gründung des Landes an sich. Noch bis vor ein paar Jahrzehnten bewohnt, dient es heute als Museum, und erlaubt erstaunliche Einblicke in die Vergangenheit der Eidgenossenschaft.
In dem Schweizer Ort Schwyz steht, im gleichnamigen Kanton, ein Bauwerk, das bereits seit fast 750 Jahren den Wandel der Zeiten überdauert hat. Auf einem steinernen Sockel thronend, ist es erbaut aus Holz aus den heimischen Wäldern. Und dieses ist derart robust, dass das Haus Bethlehem, so sein Name, heute einen ganz besonderen Superlativ trägt: Es handelt sich hierbei nämlich um nicht weniger als das älteste Holzhaus in ganz Europa. Und das ist sogar noch älter als unser Nachbarland an sich. TRAVELBOOK stellt das ungewöhnliche Gebäude vor.
Wir schreiben das Jahr 1287, als in dem Ort Schwyz die ursprüngliche Version des Haus Bethlehem erbaut wird. Noch vier Jahre soll es dauern, bis sich die Schweizer Urkantone Schwyz, Uri und Niederwalden zu einem Bund zusammenschließen, der schließlich zur Entstehung der Eidgenossenschaft führt, wie wir sie heute kennen. Laut der Seite „Swiss Info“ ist über seine Erbauer nicht viel bekannt. Es muss sich aber um eine wohlhabende Familie gehandelt haben, die sich das zweistöckige Gebäude als Wohnstatt errichten lässt. Dass es aber auch noch fast 750 Jahre später stehen – und ein Wahrzeichen des Ortes Schwyz werden sollte – davon träumte damals wohl niemand.
Rustikaler Komfort
Dabei ist das Haus Bethlehem auf denkbar einfache Weise errichtet worden. Nämlich in Blockbau-Technik mit verzahnten Holzbalken. Auch die Nägel waren damals übrigens aus Holz, da Metall damals schlicht zu teuer war. Die Gemütlichkeit im Haus selbst kann man wohl bestenfalls als rustikal beschreiben. So haben seine wenigen Fenster gerade einmal eine Größe von 40 mal 15 Zentimetern, die Deckenhöhe beträgt 1,90 Meter. Auch gab es keinen Kamin, sodass der Rauch von der Feuerstelle durch Fensterluken und Dachschindeln entweichen musste.
Das Haus Bethlehem übersteht ein verheerendes Feuer im 17. Jahrhundert und gehört heute zu einem Konsortium von insgesamt 12 alten Holzhäusern, die noch im Kanton stehen. Unter diesen darf es sich jedoch rühmen, das älteste zu sein, seitdem 2001 das noch betagtere Haus Nideröst, erbaut 1176, abgebaut und eingelagert wurde. Im Laufe der Zeiten erlebt es laut der Ital Reding-Stiftung, die es heute verwaltet, nur zwei entscheidende Veränderungen. So mauert man dem Haus Mitte des 16. Jahrhunderts einen neuen Steinsockel unter und baut einen prunkvollen Festsaal ein, der auch heute noch vorhanden ist. Dessen Wandmalereien begeistern bis heute Besucher.
Bis 1981 war das Haus Bethlehem, wie viele Holzhäuser seiner Art in der Gegend, sogar noch bewohnt, unterteilt in zwei Wohnungen. Seitdem machte es die Stiftung für die Öffentlichkeit zugänglich. Heute kann es zusammen mit dem 1609 erbauten Ital Reding-Haus, einer prunkvollen Villa, besucht werden. Eine Sprecherin der Stiftung sagt auf TRAVELBOOK-Anfrage: „Für die Gemeinde Schwyz ist die Liegenschaft von großer Bedeutung. Es ist ein wundervoller Bau mit Charme und sehr viel Geschichte.“ Das Haus Bethlehem ist heute ein Museum. Laut der Stiftung ist es mit 2000 Besuchern pro Jahr aber eher ein kleiner Touristenmagnet.
Im Ital Reding-Haus ist heute die Schwyzer Kantonsbibliothek untergebracht. Beide Häuser, die sich in einer weitläufigen Gartenpark-Anlage befinden, kann man bei einem Besuch besichtigen. Die letzten Bauarbeiten am Haus Bethlehem fanden übrigens um das Jahr 1700 statt, seitdem steht es unverändert. Wer Europas ältestes Holzhaus nun einmal selbst besuchen möchte, hat dazu vom 1. Mai bis 31. Oktober immer dienstags bis sonntags im Zeitraum von 13 bis 17 Uhr die Möglichkeit. In dieser Zeit ist das Museum für Gäste geöffnet, und man kann an Führungen teilnehmen. Die Führung für beide Häuser dauert eine Stunde und kostet für Gruppen von bis zu 20 Personen pauschal 150 Schweizer Franken (knapp 160 Euro). Erwachsene zahlen als Einzelpreis 10 CHF (gut 10,50 Euro).